Großkonzerne in Schwellenländern - Das neue Milliardengeschäft in der Provinz

 

Es ist das Hinterland der BRICS: Es sind Millionenstädte jenseits von Peking, Shanghai und Guangzhou in China sowie boomende Agrarregionen westlich und nördlich von Sao Paulo und Rio de Janeiro in Brasilien. Und es sind neue Industriezentren im zweiten Glied hinter Delhi, Mumbai und Hyderabad in Indien. In der bisher vernachlässigten Fläche der aufstrebenden Schwellenländer wird die nächste Schlacht um globale Marktanteile und fortgesetztes Absatzwachstum geschlagen. Auch von deutschen Firmen.

Audi Chart zeigen überholt derzeit mit einem gezielten Vorstoß ins Hinterland von Indien den Erzrivalen BMW Chart zeigen. Eine Serie neuer SUVs, die sich auch zwischen den bisher brummenden Metropolen immer besser verkaufen lassen, ließ den Umsatz von Audi in Indien in den zwölf Monaten bis März um 43 Prozent in die Höhe schießen, während die Absatzzahlen laut der Nachrichtenagentur Bloomberg und der Society of Indian Automobile Manufacturers bei BMW um 9,5 Prozent sanken, bei Mercedes um 5,4 Prozent.

Indiens Markt für Luxusautos soll sich laut dem Marktexperten IHS Automotive bis zum Jahr 2020 gegenüber dem vergangenen Jahr vervierfachen. Binnen sieben Jahren soll der Subkontinent so vom sechsten auf den dritten Rang der großen Pkw-Märkte klettern. Der Löwenanteil soll aus dem Hinterland kommen. "Es ist enorm wichtig, die Nummer eins in Indien zu sein", sagt Deepesh Rathore, der Geschäftsführer bei IHS Automotive in Indien, "vor allem in kleineren Städten, wo die Kunden noch nicht so viel über Autos und die Geschichte der großen Marken wissen."

Kleinere Packungen für Unilevers Landlust

Ähnlich sieht man das beim zweitgrößten Konsumgüterhersteller der Welt, Unilever Chart zeigen. Der britisch-niederländische Konzern berichtete Ende April für das erste Quartal 2013 den schwächsten Umsatzzuwachs in zwei Jahren. Die Verkaufserlöse in Europa sanken 3,1 Prozent. In Nordamerika stagnierte der Umsatz mit einem schwachen Wachstum von 0,3 Prozent. Doch die Erlöse von Unilever in großen Schwellenmärkten wie China und Indonesien kletterten um 10 Prozent. Die neuen Märkte sollen nach Angaben des Konzerns im laufenden Jahrzehnt 90 Prozent zum Umsatzwachstum beitragen.

Vor wenigen Tagen kündigte Unilever an, 5,4 Milliarden Dollar auszugeben, um den Anteil an seiner indischen Gesellschaft Hindustan Unilever von knapp über 52 Prozent auf 75 Prozent aufzustocken. Der größte Deal des Konzerns in 13 Jahren soll die Geschäfte in Indien beflügeln, wo Hindustan Unilever im vierten Finanzquartal einen Gewinnsprung um 15 Prozent hinlegte - angetrieben von einer starken Expansion in den ländlichen Gebieten.

"Die Akquisition soll dafür sorgen, dass der Konzern noch mehr vom Wachstum in diesen Märkten profitieren kann", erklärt der ABN-Amro-Analyst Robert Jan Vos, "das Wachstum wird sich in Indien etwas beruhigen, aber immer noch deutlich über den Zuwachsraten von Westeuropa und Nordamerika bleiben."

Bei Unilever bestätigt man diese Einschätzung: "Wir sehen im Hinterland derzeit mindestens so viel Umsatzwachstum wie in den Ballungsgebieten", sagt der Unilever-Präsident in Südostasien, Peter Ter Kulve, "aber man muss sicherstellen, dass man nicht nur in den Regalen präsent ist, sondern auch erschwingliche Produkte anbietet, also auch kleineres Portionen bekannter Produkte."