Deutschland Gateway to Europe - Asiaten auf Einkaufstour

Ein Blick auf die Statistik bestätigt diesen Trend: Vor der Finanzkrise lag die Zahl asiatischer Firmenkäufe in Europa bereits bei mehr als 120 pro Jahr. 2008/2009 brach das M&A-Geschehen dann drastisch ein. Inzwischen hat sich der Markt jedoch wieder berappelt und ungefähr das Vorkrisenniveau erreicht (siehe Grafik links).

"Wie nicht anders zu erwarten, sind die M&A-Aktivitäten asiatischer Unternehmen im Zuge der weltweiten Finanzkrise nach 2008 drastisch zurück gegangen", bestätigt Tobias Spanka, General Manager beim Bureau van Dijk, das sich auf die Erhebung von Daten im M&A-Markt spezialisiert hat (M&A = Mergers & Akquisitions, Fusionen und Übernahmen).

"Im Jahr 2009 wurden gerade mal 50 Prozent der Vorjahresinvestitionen getätigt", sagt Spanka. "Innerhalb der vergangenen vier Jahre ist das Interesse an europäischen Übernahmen stetig wieder angestiegen, wobei 2012 das Vorkrisenniveau wieder erreicht wurde." Dieser Trend scheine sich auch in 2013 fortzusetzen, so der Fachmann. "Im ersten Halbjahr 2013 wurden in etwa so viele Übernahmen asiatischer Käufer verzeichnet, wie jeweils in den ersten Halbjahren 2011 und 2012", sagt er.

Chinesen steigern ihr Ansehen

Vor allem chinesische Firmenkäufer sorgten in der Vergangenheit für Schlagzeilen. Zunächst begannen die Chinesen vor einigen Jahren, in Not geratene deutsche Autozulieferer zu übernehmen. Beispiele sind die deutsch-luxemburgische Saargummi-Gruppe, die Preh-Gruppe mit Hauptsitz in Bad Neustadt an der Saale, die Sellner-Gruppe, der Leichtmetallspezialist KSN Castings sowie der Türschlosshersteller Kiekert, die allesamt komplett oder teilweise in chinesische Hände kamen.

Einer der Deals, mit denen dieses Schema erstmals durchbrochen wurde, war der Einstieg des Baumaschinenherstellers Sany beim hiesigen Betonpumpenproduzenten Putzmeister im Jahr 2012. Die Transaktion war mit einem Volumen von rund 360 Millionen Euro größer als die bisherigen, und die Branche war eine andere.

Bei ihrer bislang größten Anschaffung in Deutschland erweiterten die chinesischen Investoren kurz darauf ihren Aktionsradius erneut: Beim Einstieg von Weichei Power beim Gabelstaplerbauer Kion floss mit 740 Millionen Euro nicht nur eine bis dahin unerreichte Summe. Vielmehr handelt es sich wiederum um eine andere Branche als Autozulieferer oder Baumaschinen. Zudem wurde der Deal - anders als vorherige - Beobachtern zufolge extrem komplex gestaltet.

Die Folge dieser Entwicklung: Chinesische Investoren genießen am europäischen Markt mittlerweile ein deutlich gestiegenes Ansehen. "Die chinesischen Transaktionen werden inzwischen komplexer und zeigen, dass die Investoren aus der Volksrepublik durchaus nachhaltig und strategisch denken", sagt Michael Ulmer, Partner der Kanzlei Allen & Overy und M&A-Fachmann.