Das Aus für Steueroasen - G20 nehmen Apple und Google ins Visier

Und doch könnte dieser Freitag ein einschneidendes Datum für Konzerne und Steuerbehörden werden. Die Industrieländerorganisation OECD hat im Auftrag der G20 einen "Aktionsplan" vorgelegt, um in 15 Schritten bis Dezember 2015 das internationale Steuersystem fit gegen Steuervermeidung und Gewinnverschiebung zu machen.

Falls die Staats- und Regierungschefs das Dokument wie erwartet annehmen, sagen sie damit Konstruktionen wie Apples und Googles irischen oder niederländischen Gewinnhüllen den Kampf an. Je nach Schätzung geht es um hunderte Milliarden oder gar Billionen Euro.

Genau beziffern lässt sich das Ausmaß der Steuervermeidung laut Jonathan Leigh Pemberton von der OECD nicht. "Aber wir wissen, dass das Problem groß genug ist, um sofortiges Handeln zu verlangen", sagte er jüngst auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Das Steuerrecht müsse dafür sorgen, dass Gewinne dort besteuert werden, wo tatsächliche wirtschaftliche Aktivität stattfindet - also zum Beispiel, wo Umsatz mit Software oder Onlinehandel erzielt wird, nicht wo Lizenzen und Patente registriert sind. Zunehmend freunden sich laut Leigh Pemberton auch die Unternehmen mit einer solchen Reform an.

Warum Fiskalpatriotismus in Zeiten der Globalisierung wichtig wird

"Die Vermeidung doppelter Nichtbesteuerung ist einer der wichtigsten Punkte, wo wir kurzfristig Erfolge erzielen können", sagt Michael Sell, Leiter der Steuerabteilung im Bundesfinanzministerium, der sich zu einem "Fiskalpatriotismus" bekennt. "Das Steuerrecht muss internationaler werden, wenn die Wirtschaft internationaler wird", stellt auch Steuerexperte Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung fest.

Die Staats- und Regierungschefs werden kaum in die Feinheiten ihres Beschlusses gehen, aber sie treffen mit dem OECD-Papier auch eine Richtungsentscheidung: für Reparaturen am althergebrachten System der internationalen Konzernbesteuerung, gegen ein radikal neues Modell, das durchaus auch ernsthaft zur Debatte steht.