Lkw-Hersteller fahren in unruhige Zukunft

Manager-Magazin

Branchenprognose bis 2020

Lkw-Hersteller fahren in unruhige Zukunft

Von Wilfried Eckl-Dorna

Überblick: Die größten LKW-Hersteller 2011
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Auf die Lkw-Branche kommen harte Zeiten zu: Bis 2020 bleiben die Umsätze volatil, verbrauchsarme Antriebe erfordern hohe Investitionen - und Chinas Hersteller besetzen die neuen Wachstumsmärkte. Eine Studie zeigt, was Daimler und Co. nun tun müssen.

Hamburg - In diesem Jahr herrscht noch gute Laune in den Chefetagen der großen Nutzfahrzeughersteller. Nach einem dramatischen Umsatzeinbruch im Jahr 2009 hat sich der weltweite Markt für Nutzfahrzeuge wieder erholt. Zwar spüren auch die Nutzfahrzeughersteller bereits die ersten Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa und in den USA. Doch im Gesamtjahr dürfte die Branche weltweit 2,66 Millionen Lkw ab sechs Tonnen Gesamtgewicht verkaufen, zeigt eine Prognose des Branchendatenspezialisten LMC Automotive. Im Jahr 2010 waren es noch 2,49 Millionen Lkw, 2009 lag der Absatz bei nur 1,8 Millionen Stück.

 

Verantwortlich für den Zuwachs waren die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien - und allen voran China. Das Reich der Mitte ist mit 1,2 Millionen verkaufter Fahrzeuge über sechs Tonnen längst zum größten Lkw-Markt der Welt aufgestiegen. Doch die enormen Wachstumsraten in China lassen bereits nach. Und anders als bei Automobilen haben die etablierten Lkw-Hersteller vom China-Boom bislang nicht so stark profitiert - denn die lokale Konkurrenz beherrscht in China den Markt. So sind mittlerweile drei der fünf größten Lkw-Hersteller chinesische Unternehmen, ausländische Hersteller kommen im Reich der Mitte nur in Spezialfahrzeug-Nischen auf nennenswerte Marktanteile.

Vor welchen Herausforderungen die Brummi-Branche in den nächsten Jahren steht, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die manager magazin Online exklusiv vorliegt. Aufgrund von Datenbank-Auswertungen, Experteninterviews und Erfahrungen aus Beratungsprojekten wagen die Autoren eine Prognose der Nutzfahrzeugbranche bis ins Jahr 2020 - und zeigen auf, welche neuen Märkte und Geschäftsfelder sich die Branche in den nächsten Jahren erschließen kann.

Etablierte Märkte wachsen bis 2018 stark

In der bisherigen Boom-Region China wird sich das Wachstum auf dem Lkw-Markt ab sechs Tonnen Gesamtgewicht deutlich abschwächen, heißt es in der Studie "Commercial Vehicles 2020: Going Green, Growing Global". In den nächsten sieben Jahren wird das durchschnittliche jährliche Absatzwachstum in China nur mehr 2,7 Prozent betragen, prognostiziert Oliver Wyman. Dennoch bleibt China der weitaus größte Markt für Lkw ab sechs Tonnen: 1,5 Millionen Lkw sollen 2018 alleine im Reich der Mitte verkauft werden, weltweit wird der Absatz zu diesem Zeitpunkt bei 3,6 Millionen Lkw liegen.

 

Starke Zuwächse verzeichnen in den nächsten Jahren die etablierten Märkte Europa, Nordamerika und Japan: Hier rechnen die Berater mit einem Absatzplus von von derzeit 730.000 auf 1,1 Millionen Lkw im Jahr 2018. Das ergibt ein durchschnittliches Wachstum von 6,1 Prozent pro Jahr. "In Westeuropa ist das sicherlich ein Aufholprozess aus vergangenen Krisenzeiten", sagt Studienautor Romed Kelp gegenüber manager magazin Online. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 verkauften die Lkw-Hersteller in diesen drei etablierten Märkten bereits 1,05 Millionen Fahrzeuge.

Erfreulich entwickeln sich die Lkw-Absatzzahlen auch in den Ländern Indien, Russland und Brasilien. Laut der Studie werden in diesen drei Ländern im Jahr 2018 815.000 mittelschwere und schwere Lkw verkauft, derzeit sind es 577.000 Stück. Das ergibt ein Absatzplus von durchschnittlich 5,1 Prozent pro Jahr.

Der chinesische Lkw-Markt brach zwar in den Jahren 2008 bis 2010 nicht ein - im Gegenteil, in diesem Zeitraum stieg der Absatz um 400.000 Einheiten. Doch nun verlangsamt sich das Wachstum. Der Grund dafür: "Die chinesischen Transportunternehmen setzen die Fahrzeuge zunehmend effizienter ein", erklärt Kelp. Damit dürfte es auch unter Chinas insgesamt 40 Lkw-Produzenten bald zu Übernahmen und Zusammenschlüssen kommen.