Fusionsfieber - Rohstoff-Monopoly ohne Deutschland

10.02.2012

ManagerMagazin

Fusionsfieber

Rohstoff-Monopoly ohne Deutschland

Von Arvid Kaiser

Neue Technologien: Um diese Rohstoffe kämpfen die Firmen
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Corbis

Die Rohstoffbranche ist in Bewegung. Unter den großen Anbietern grassiert das Fusionsfieber. Die deutsche Industrie zählt zwar zu den wichtigsten Rohstoffverbrauchern weltweit. Am gewinnträchtigen Geschäft, die Mineralien zu gewinnen, hat sie jedoch kaum Anteil.

Hamburg - Zumindest ein deutscher Unternehmer spielt im globalen Rohstoff-Monopoly eine führende Rolle. Der Münsterländer Willy Strothotte mit Wohnsitz am Zürichsee ist als Großaktionär und langjähriger Verwaltungsratschef beider Unternehmen die graue Eminenz hinter der angekündigten Fusion von Glencore und Xstrata, dem größten Deal in der Geschichte der Rohstoffindustrie.

Damit entsteht laut Glencore-Chef Ivan Glasenberg "ein neues Kraftwerk in der globalen Rohstoffindustrie", laut Xstrata-Chef Mick Davis, der das Gebilde führen soll, ein "neues Geschäftsmodell in unserer Branche", weil sich die größte Handelsfirma und einer der größten Bergwerksbetreiber zusammenschließen - ein direkter Angriff auf die australisch-britischen Rohstoffriesen BHP Billiton Chart zeigen und Rio Tinto Chart zeigen, die vor allem das Angebot von Eisenerz und Kohle dominieren.

Glencore Chart zeigen und Xstrata Chart zeigen - beide mit Sitz im Schweizer Kanton Zug - entstanden aus dem Imperium des legendären Rohstoffhändlers Marc Rich, mit dem sich Strothotte einst überwarf. Beide zusammen kommen auf 150 Milliarden Euro Umsatz, 12 Milliarden Euro Gewinn und 130.000 Beschäftigte.

Deutsche Metallkonglomerate haben sich anderen Geschäften zugewendet

Die Deutsche Rohstoff AG Chart zeigen dagegen, eine börsennotierte Heidelberger Gesellschaft zum Aufbau eines neuen Rohstoffproduzenten und wohl das am weitesten entwickelte deutsche Projekt dieser Art, erzielte laut dem jüngsten verfügbaren Geschäftsbericht für das Jahr 2010 Erträge von gerade einmal 1,3 Millionen Euro, fast die Hälfte davon aus der Währungsumrechnung.

Eine australische Goldmine der Firma hat die Produktion aufgenommen. Wolfram, Zinn und Seltene Erden aus wiedererschlossenen gut erkundeten Vorkommen in "politisch stabilen Ländern mit Schwerpunkt in Deutschland", so das Geschäftsmodell, sind eher noch Hoffnungswerte.

Die deutsche Industrie zählt zwar zu den wichtigsten Rohstoffverbrauchern auf dem Globus und bekommt die Rally der vergangenen Jahre daher als Opfer zu spüren. Am gewinnträchtigen Geschäft, die Mineralien zu gewinnen, hat sie kaum Anteil - abgesehen von den wenigen nennenswerten heimischen Vorkommen wie dem Kohlebergbau, den die RAG jedoch abwickelt, oder dem von K+S Chart zeigen, laut Eigenwerbung "der Rohstoffwert im Dax", geborgenen Kali und Salz.

Dies sind jedoch nicht die industriell wichtigen Stoffe, um die gerade Verteilungskämpfe toben.

"Es gab früher die Metallgesellschaft, es gab die Preussag", sagt Ulrich Grillo, Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie und dort für Rohstoffe zuständig, "und Teile davon bestehen auch noch in Deutschland". Tatsächlich zählte sein eigener Familienbetrieb, die Duisburger Zinkhütte Grillo-Werke, zeitweise zum großen Reich der Metallgesellschaft, ebenso wie die heute dem US-Konzern Rockwood Chart zeigen gehörende Chemetall, die in Langelsheim am Harz Lithium verarbeitet. Beide haben jetzt mit zehn weiteren Unternehmen, darunter große Konzerne wie BASF Chart zeigen, Daimler Chart zeigen oder ThyssenKrupp Chart zeigen, offiziell eine "Allianz zur Rohstoffsicherung" unter Leitung des früheren Eon-Managers Dierk Paskert gebildet.