Solarunternehmen - Chinas Giganten Trotzen dem Sonnensturm

15.03.2012

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Solarunternehmen

Chinas Giganten trotzen dem Sonnensturm

Von Kristian Klooß

Solarbranche: China dominiert die Top 10
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Amerika droht mit Strafzöllen, Europa streicht die Förderung zusammen, und der chinesische Ministerpräsident sieht das "Ende der blinden Expansion". Die Solarkonzerne im Reich der Mitte haben gute Gründe zu klagen - aber noch bessere, es nicht zu tun.

Hamburg - Wen Jiabao ist die mächtigste Stimme Chinas. Wenn der Ministerpräsident der Weltmacht diese Stimme erhebt, lauscht das Land. Und als Wen Jiabao in der vergangenen Woche auf dem nationalen Volkskongress den Satz sagte, "Wir werden der blinden Expansion von Sonnen- und Windenergie Einhalt gebieten", lauschte die ganze Welt.

Es wirkte zunächst wie ein weiterer Schock für die scheinbar gebeutelte Solarelite des Landes. Schließlich hatten Chinas Weltmarktführer wie Suntech Chart zeigen, Yingli oder Trina Solar wegen des weltweiten Preisverfalls zuletzt fast durchweg rote Zahlen geschrieben. In Amerika drohen zudem Strafzölle. Und im wichtigsten Markt Europa werden derzeit die Solarsubventionen zusammengestrichen.

Und doch blieben die Manager der chinesischen Solargiganten zuletzt auch nach den Aussagen Wen Jiabaos geradezu stoisch gelassen. Ein Verhalten, in dem sie mittlerweile geübt sind - anders als die Wettbewerber aus Europa und Amerika.

Beispiel Deutschland: Je nach Anlage soll die Förderung ab April um 20 bis nahezu 40 Prozent gekappt werden. Die Folgen werden vor allem von deutschen Unternehmen beklagt. Der Solarmarkt werde um 75 Prozent einbrechen, so der Bundesverband der Solarwirtschaft. "Diese existenzielle Bedrohungen stehen in keinem Verhältnis zu den Einsparungen beim Strompreis", sagte BSW-Präsident Günther Cramer, als er vor rund einer Woche im Gefolge von 11.000 Demonstranten vor dem Brandenburger Tor gegen die Pläne der beiden Minister Philipp Rösler (FDP) und Norbert Röttgen (CDU) protestierte.

Deutschland gilt auch 2012 als attraktiver Solarmarkt

Dass Mitarbeiter chinesischer Konzerne vor dem Brandenburger Tor protestiert haben, ist indes nicht überliefert. Auf die Veränderungen im deutschen Markt angesprochen, lässt Chinas größter Solarkonzern Suntech über einen Sprecher mitteilen: "Wir haben damit gerechnet, dass es im Zuge des Preisverfalls des vergangenen Jahres zu entsprechenden Förderkürzungen kommt." Auch der Trend hin zur bevorzugten Förderungen von Dachanlagen gegenüber Freiflächenanlagen sei keine Überraschung.

Auch die anderen chinesischen Fotovoltaikgiganten mögen sich nicht mit den Sorgen deutscher Unternehmen identifizieren. "Wir wollen weiter in Europa, vor allem in Deutschland wachsen", sagt beispielsweise Arturo Herrero, Vorstand von Jinko Solar. Das Unternehmen ist der jüngste Vertreter in der weltweiten Top 10 der Fotovoltaikkonzerne. Das jährliche Ranking wurde Ende Februar von den Marktforschern von IMS Research veröffentlicht.

"Die Kürzungsentscheidung haben wir erwartet", sagt Herrero. Deren Auswirkungen fasst er kühl in Zahlen. Eine Förderkürzung von 20 bis 30 Prozent, rechnet er vor, bedeute für einen Hersteller wie Jinko Solar, dass die Module um rund 8 bis 10 Prozent im Preis sinken müssten. Dies, so der Spanier, würde sich zwar auf die Profitabilität auswirken. Gleichzeitig rechne er aber damit, dass sich aus sinkenden Preisen für Silizium und anderen Rohstoffen ebenfalls Kostensenkungen ergeben. "Diesen Zusammenhang zwischen sinkender Nachfrage und sinkenden Siliziumpreisen hat es auch in der Vergangenheit gegeben", sagt Herrero. Abgesehen davon sei das Unternehmen schon heute nah an der Strompreisparität. In Japan, Italien und Teilen der USA habe Jinko dieses Ziel bereits erreicht. "In Bayern, wo es auch sonnig ist, wird es vermutlich bis Ende 2013 für Dachanlagen soweit sein."

Anders als selbst die chinesischen Konkurrenten hat es Jinko Solar auch in der zweiten Jahreshälfte 2011 geschafft, einen positiven Jahresüberschuss zu erwirtschaften. Für einige amerikanische Hersteller wie die insolventen Solyndra und Evergreen war es da schon zu spät. Und der Preisverfall im Herbst führte schließlich auch dazu, dass deutsche Hersteller wie Solar Millennium oder Solon in die Pleite schlitterten. Andere, wie Q-Cells, stehen mit dem Rücken zur Wand