VW sortiert sich für die Weltspitze - China im Fokus

China im Fokus

VW sortiert sich für die Weltspitze

Winterkorn: "Den Konzern in einem schwierigeren Marktumfeld auf Erfolgskurs halten"
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Winterkorn: "Den Konzern in einem schwierigeren Marktumfeld auf Erfolgskurs halten"

Großer Umbau: Bei Volkswagen und seinen Töchtern werden rund 30 Topmanager neu in Stellung gebracht, um den Konzern in den nächsten Jahren an die Weltspitze zu bringen. Wie von manager magazin berichtet, wird Jochem Heizmann neuer China-Vorstand.

Stuttgart - "Dieser Schritt gibt uns zusätzliche Schubkraft auf dem Weg nach 2018", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Samstag in Stuttgart nach zweitägigen Aufsichtsratssitzungen. Mit der groß angelegten Rochade will der mächtige VW-Patriarch Ferdinand Piech das boomende Geschäft im weltgrößten Automarkt China stärken und die Lkw-Allianz mit MAN und Scania voranbringen.

Der Aufsichtsratschef ist der Drahtzieher im VW-Konzern, der mit gezielten strategischen Schritten sein weltumspannendes Fahrzeug-Imperium an die Spitze bringen, aber auch beherrschbar halten will. Dass er sich um alles kümmert, demonstrierte Piech auf der Pressekonferenz von VW-Chef Winterkorn, die er in der ersten Reihe verfolgte.

Kaum war die Fragerunde eröffnet, wollte der Patriarch hören, wieviele neue Manager von außen kämen. "Keine Besetzungen von außen", antwortete Winterkorn strahlend. VW sei intern gut aufgestellt - der Fahrzeugbauer hat weltweit mehr als eine halbe Million Mitarbeiter.

Laut Vorstandschef Winterkorn ist es wichtig, dass die Führungskräfte den Konzern kennen und vernetzt sind. Schließlich reagiere man mit der Rochade nicht nur darauf, dass VW deutlich größer und internationaler sei als früher, sondern sorge auch dafür, in schwierigerem Umfeld Kurs zu halten.

Gerade in Europa, wo VW rund ein Fünftel Marktanteil hat, lässt die Krise den Branchenabsatz in vielen Ländern schrumpfen, weil verunsicherte Verbraucher sich keine neuen Fahrzeuge kaufen. Dies trifft vor allem die Hersteller von Klein- und Mittelklassewagen, während die Oberklasse-Hersteller sich weitgehend guter Geschäfte erfreuen.

Neues Vorstandsressort China - Heizmann übernimmt

Für VW ist längst China die größte Absatzregion. Nirgendwo sonst verkaufen die Wolfsburger so viele Fahrzeuge wie in dem Riesenreich: Rund 2,3 Millionen waren es 2011. Und nirgendwo sonst auf der Welt haben sie so viele Produktionsstandorte. "Mit dem neu geschaffenen Vorstandsressort 'China' tragen wir dieser stark gewachsenen Bedeutung Rechnung", sagte Winterkorn. Die Federführung übernimmt, wie von manager magazin bereits vorab berichtet, Jochem Heizmann, bisher Konzernvorstand für Nutzfahrzeuge.

Das Nachsehen hat damit der bisherigen China-Chef Karl-Thomas Neumann, der bislang als möglicher Nachfolger des 65-jährigen Winterkorns gegolten hat. Für Neumann suche der Konzern neue Aufgaben, sagte der VW-Chef.

In China will VW das Tempo künftig steigern. Nach den prosperierenden Küstenregionen im Osten nimmt der Autobauer den - wirtschaftlich und industriell noch wenig erschlossenen - Westen des Riesenreiches in Angriff. Dieses Mammutprojekt macht aus Sicht der Konzernführung eine enge Abstimmung mit der Pekinger Regierung nötig, von der man sich Unterstützung und Sicherheit erhofft. Mehr als 14 Milliarden Euro will VW mit seinen Partnern bis 2016 investieren.

Leif Östling führt künftig Nutzfahrzeuggeschäft

Zweite tragende Säule ist laut Winterkorn bei VW das Nutzfahrzeuggeschäft, das künftig von Leif Östling, bis dato Scania-Chef, geführt wird. Die Hersteller "werden dabei in der Zusammenarbeit gleichberechtigt und auf Augenhöhe agieren", betonte Winterkorn. "Die Mehrmarkenstrategie ist und bleibt so etwas wie Artikel 1 des Volkswagen-Grundgesetzes."

Scania und MAN sind beide erfolgreich und dementsprechend selbstbewusst - was die von Piech gewünschte Kooperation in der Vergangenheit erschwert hatte. Zudem hatte Östling massive Zweifel an der Allianz geäußert. Dabei konnte er bei Scania, laut Piech der Rolls-Royce unter den Lkw-Herstellern, stolz auf Renditen verweisen, mit denen sonst im Konzern nur Audi Chart zeigen und Porsche Chart zeigen glänzen.

Östling bekenne sich jetzt klar zu dem Dreierbündnis, sagte Winterkorn, der den Schweden in seiner neuen Funktion künftig an die kurze Leine nehmen kann. Um die letzten verbleibenden Widerstände bei den störrischen Lkw-Schwestern zu brechen, hat sich VW einen Trick einfallen lassen: "eine enge personelle Vernetzung zwischen den Marken". Östling erhält beispielsweise ein eigenes Führungsteam, dem neben Scania-Leuten auch Manager von MAN Chart zeigen und Volkswagen Chart zeigen angehören.

MAN-Chef muss Macht abgeben

MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen muss die operative Leitung der MAN-Tochter Truck & Bus an einen Scania-Manager abgeben. Pachta-Reyhofen zieht dafür in die VW-Konzernleitung ein - das ist allerdings eine Ebene unter dem Vorstand, dem Östling künftig angehört. Der MAN-Chef soll im VW-Konzern künftig das Industriegeschäft mit Motoren koordinieren.

Nach jahrelangem Hickhack um die Lkw-Allianz will VW nach der Personalrochade rasch Erfolge sehen. "Wir haben klare Vorstellungen, wie wir Synergien heben wollen", sagte Winterkorn. Als Beispiel für Einsparmöglichkeiten nannte er Navigationssysteme, die in Lastwagen nicht anders sein müssten als in Pkw. Hier könne VW Einkaufsvorteile nutzen. Mit der Lkw-Allianz wolle man künftig circa 200 Millionen Euro pro Jahr an Synergien heben, "vielleicht sogar ein bisschen mehr".

Audi: Schwarzenbauer macht Platz für de Meo

Weil das Personalkarussel bei VW einem Riesenrad gleicht, gibt es auch bei der Oberklasse-Tochter Audi Veränderungen: Vertriebschef Peter Schwarzenbauer muss den Autobauer verlassen und Platz für Luca de Meo machen, bisher Marketing-Leiter von Konzern und Marke Volkswagen.

Audi-Entwicklungschef Michael Dick geht in den Ruhestand. Für ihn kommt Wolfgang Dürheimer, derzeit für die Luxusmarken Bentley und Bugatti zuständig. Audi-Einkaufschef Ulf Berkenhagen ist künftig in dieser Position bei MAN.

la/ts/rtr/dpa/