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CNNOC China und Nexen Kanada
Größter Energiedeal des Jahres wird zum Politikum
Von Markus Gärtner
Hamburg - Es ist das größte Gebot, das je von einem chinesischen Energieriesen im Ausland abgegeben wurde. Für 15 Milliarden Dollar will der chinesische Ölriese CNOOC die kanadische Nexen übernehmen. Derzeit prüft Kanadas Regierung auf Basis des Investment Canada Act, ob die Übernahme dem Ahornland unter dem Strich Vorteile bieten würde.
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Die Abwägung ist schwierig und brisant. Sie könnte bis Mitte November dauern. Das Angebot der Chinesen zielt jedoch in diesem Falle nicht nur auf einen der führenden kanadischen Energiekonzerne selbst. Sie berührt auch die Interessen des Nachbarn USA, die mit ihrer Beschwerde gegen China vor der WTO den Ton gegenüber Peking gerade deutlich verschärft haben.
Die Chinesen wollen mit der Übernahme von Nexen auch Know How für den Abbau von schlickigen Ölsanden einkaufen, das aufwändige und chemisch knifflige Zwischenschritte im Raffinerie-Prozess erfordert. Denn die Volksrepublik will künftig ihre eigenen Ölsande abbauen. Die Übernahme von Nexen würde den Chinesen 7 Prozent Anteil am Syncrude-Konsortium geben, einem der beiden führenden Produzenten in den Ölsanden von Alberta. Weitere 9 Prozent von Syncrude werden bereits von der chinesischen Sinopec gehalten.
Ein cashreicher und energiehungriger Staatskonzern aus dem Reich der Mitte könnte sich als nächstes Ziel Canadian Oil Sands aussuchen - und damit die Kontrolle über Syncrude gewinnen.
Chinesische Sinopec war schon auf Shopping-Tour
Die bitumenreichen Gebiete in Alberta haben für Kanada eine extreme strategische Bedeutung. Die Reserven hier sind enorm: 175 Milliarden Barrel Öl schlummern in der Erde. Es ist das größte bekannte Vorkommen außerhalb Saudi Arabiens. Kanadas Anteil an den globalen Reserven beträgt damit etwa 13 Prozent, und davon schlummern 95 Prozent in den Vorkommen von Alberta. Laut der Investmentbank Peters & Co. in Calgary, die sich auf den kanadischen Energiesektor spezialisiert hat, sollen die Ölsandinvestitionen bis zum Ende des Jahrzehnts um 180 Milliarden Dollar zunehmen.
Im Kabinett von Kanadas Premier Stephen Harper soll es dem Vernehmen nach mindestens zwei Minister geben, die den Deal mit Nexen ablehnen. Das macht die Entscheidung schwierig. Denn seit Monaten gibt es bereits eine Serie von Übernahmen kanadischer Energieproduzenten. Im Juni, nur Wochen bevor das CNOOC-Angebot bekannt wurde, machte die malaysische Petronas ein Milliarden-Angebot für Progress Energy Resources, ihren lokalen Partner in einem Schiefergas-Feld in der Provinz British Columbia. Und am selben Tag, an dem CNOOC sein Übernahmeangebot für Nexen bekanntgab, erwarb die chinesische Sinopec 49 Prozent an den Förderkapazitäten von Kanadas Talisman Energy in der Nordsee.
Sollte die Nexen-Übernahme abgesegnet werden, hätten chinesische Firmen bereits für 50 Milliarden Dollar Anteile an kanadischen Öl- und Gasfirmen erworben. Das hat in der kanadischen Öffentlichkeit zuletzt für Kritik gesorgt, vor allem weil China Firmen aus Übersee bei der Versteigerung seiner Schiefergas-Vorkommen nur als Joint Venture-Partner lokaler Energieriesen zulässt. Damit wird sichergestellt, dass die ausländischen Partner nur die zweite Geige spielen.