Japaner kaufen sich in Deutschland ein

01.11.2012

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Übernahmewelle

Japaner kaufen sich in Deutschland ein

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Objekte der Begierde: Wo Japaner schon zugeschlagen haben
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Corbis

Dass Chinesen und Koreaner die Krise in Europa nutzen und sich auch auf dem deutschen Markt einkaufen, ist nichts Neues. Doch auch die Japaner haben den deutschen Markt für sich wiederentdeckt - die Übernahmen boomen.

Hamburg - Für die Mitarbeiter des insolventen Systemhauses Ada kam die Rettung aus dem Tokioter Nobelstadteil Ginza. Als auch noch die letzte dreiköpfige Abordnung aus Japan ihre Prüfung abgeschlossen hatte, konnte Insolvenzverwalter Jörg Nerlich den Vollzug des Geschäftes verkünden.

Von den einst 1000 Beschäftigten behielten zwar nur 620 ihren Job. Doch die können dank der Übernahme durch den japanischen Druckerhersteller Ricoh nun auf eine stabilere berufliche Zukunft hoffen.

Ist in Deutschland derzeit von Übernahmen aus dem asiatischen Raum die Rede, stehen vor allem Koreaner oder Chinesen im Blickfeld - Beispiele sind übernommene Firmen wie Putzmeister, Kion, Q-Cells oder Medion. Dass auch die Geldbörsen der Japaner gut gefüllt sind und das Interesse an Zukäufen im Ausland hoch ist, trat erst kürzlich wieder durch den milliardenschweren Zukauf der japanische Softbank beim amerikanischen Mobilfunker Sprint in den Vordergrund.

Das Interesse der Japaner beschränkt sich nicht auf die USA. Auch deutsche Übernahmeexperten beobachten steigendes Interesse aus dem Land der Aufgehenden Sonne. "Wir erleben seit Anfang des Jahres einen regelrechten Boom japanischer Unternehmen, die in Deutschland investieren wollen", sagt Nikolaus Thöns, Japan-Experte bei PriceWaterhouseCoopers. "Bei vielen Deals sitzt in der letzten Runde neben Vertretern aus Korea und China mittlerweile auch ein Japaner mit am Tisch."

Übernahmen im Wert von 75 Milliarden Dollar - China abgehängt

Auch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach Berechnungen von Thomson Reuters summierte sich der Gesamtwert japanischer Auslandsübernahmen in diesem Jahr bereits auf rund 75 Milliarden Dollar - deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011. Damit liegen Japaner noch vor den Chinesen mit 46 Milliarden - allerdings noch hinter den USA mit Auslandsinvestitionen von158 Milliarden.

Der Grund dafür, dass die Japaner ihr Heil im Ausland suchen, liegt im Land selbst. Der Yen hat sich in den vergangenen Jahren massiv verteuert - war im Verhältnis zum Euro 2012 zeitweise fünf Mal so viel wert wie fünf Jahre zuvor. Das macht Exporte extrem teuer - ausländische Unternehmen dafür umso preisgünstiger. Zudem verfügen viele Unternehmen über ein gutes Finanzpolster.

Bei den Exporten tut sich Japan angesichts von Eurokrise und dem Streit mit China und dem teuren Yen derzeit schwer. Im ersten Halbjahr kletterte das japanische Handelsbilanzdefizit um rund 90 Prozent auf nun 3,2 Billionen Yen - den höchsten Wert seit Aufnahme der Statistik 1979. Alleine die Ausfuhren nach China sanken im September um mehr als 14 Prozent.